Historischer Hintergrund

Zur Zeit des ersten Weltkriegs wird das Osmanische Reich zum Bündnispartner Deutschlands.
Der Islam wird als wichtige strategische Waffe gegen Frankreich, England und Russland definiert.
Der „Djihad“ - der heilige Krieg – wird  Teil deutscher Kriegsstrategie. Im November 1914  wird der Djihad in Konstantinopel ausgerufen. Die muslimischen Soldaten aus den Armeen Englands, Frankreichs und Russlands werden dazu aufgefordert die Seiten zu wechseln und gemeinsam mit dem Osmanischen Reich und seinem Bündnispartner Deutschland gegen die Feinde des Islams in den Krieg zu ziehen. Als Teil der Djihad Strategie werden gefangen genommene Muslime zusammen mit indischen und nordafrikanischen Soldaten der Armeen Frankreichs und Englands in Sonderlagern interniert. Diese so genannten „Kolonialsoldaten“ sollen zu Aufständen gegen ihre Kolonialherren bewegt werden. Die internierten Soldaten sollen in den Sonderlagern u.a. durch die Unterstützung ihrer jeweiligen religiösen Praktiken zum Überlaufen bewogen werden.
Am 13.Juli 1915 wird die erste Moschee auf deutschem Boden – die tatsächlich für die Ausübung von Religionspraktiken gedacht ist, eingeweiht. Die Erfolge der Propagandatätigkeit sind spärlich – aber Interesse an den Gefangen wird von anderer Seite angemeldet. Die Lager werden zunehmend von Wissenschaftlern frequentiert.
Die internierten ‚“exotischen“ Kriegsgefangenen werden Gegenstand von verschiedenen wissenschaftlichen’ Studien.
So werden u.a. Sprachaufnahmen der Gefangenen durch die ‚Königlich Preussische Phonographische Kommission’ durchgeführt. Die Kommisssion wird 1915 gegründet und versammelt über 30 Wissenschaftler aus den Bereichen Anthropologie, Sprach- und Musikwissenschaft. Ziel der Kommission ist die systematische Aufnahme der verschiedenen Sprachen und der Musik aller in deutschen Lagern befindlichen Kriegsgefangenen.
Unter der technischen Leitung von Wilhelm Doegen werden 1650 Sprachaufnahmen hergestellt, die den Grundstock des Berliner Lautarchivs bilden. Das Lautarchiv befindet sich heute am Musikwissenschaftlichen Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin.
Die Tonaufnahmen, die während des ersten Weltkriegs im Wünsdorfer Halbmondlager angefertigt wurden, bilden den Ausgangspunkt des Projekts „THE HALFMOON FILES“.